Noch ein weiter Weg

Das wegweisende und umfassendste Konzept zur Förderung der Gleichstellung von Frauen und Mädchen wurde bereits im Jahr 1995 auf der vierten Weltfrauenkonferenz in Beijing von 189 UN-Mitgliedstaaten verabschiedet: die Erklärung und Aktionsplattform von Beijing. Wie es darum bestellt ist, dokumentiert der Bericht ›Gender Snapshot 2024‹ von UN Women und nennt einige Lichtblicke: Festzustellen seien ein Rückgang der Armut, die Verringerung der geschlechtsspezifischen Unterschiede in der Bildung und Gesetzesänderungen im Sinne der Gleichberechtigung. Er nennt jedoch auch die Schattenseiten: Bislang sei kein einziger Indikator des Ziels für nachhaltige Entwicklung (SDG) 5, die Geschlechtergleichheit, vollständig erreicht worden. Die Überwindung der extremen Armut von Frauen könne beim derzeitigen Tempo der Veränderungen noch 137 Jahre dauern. Kein Land – auch nicht Deutschland – verfüge über alle relevanten Gesetze zur Gleichberechtigung. Und die Geschlechterparität in den Parlamenten werde möglicherweise nicht vor dem Jahr 2063 erreicht sein. Diesen enormen Handlungsbedarf sehen auch unsere Autorinnen in diesem Heft.
Selmin Çalışkan und Nora Teuma betonen, dass es im Hinblick auf die Gleichstellung und Chancengerechtigkeit, aber auch vor dem Hintergrund intersektionaler Diskriminierung und kolonialer Kontinuitäten, neue Antworten braucht. Die Vorsitzende von UN Women Deutschland e. V., Elke Ferner, zieht in der Rubrik ›Drei Fragen an‹ Bilanz und möchte die Vertretung von Frauen und Mädchen weiterhin konsequent stärken. Laura Kirkpatrick wirft einen Blick auf die UN-Geschichte und zeigt, wie Frauen geschützt und gleichzeitig einige der größten Konflikte seit der Gründung der Organisation bewältigt werden können. Die beiden Jugendbeobachterinnen der Deutschen Gesellschaft für die Vereinten Nationen e. V. (DGVN), Lena Elsa Droese und Ivette Félix Padilla, sehen in ihrem Standpunkt vor allem die Handlungsfelder Gewalt gegen Frauen, Frauen und Gesundheit sowie die Situation von Frauen in bewaffneten Konflikten im Fokus der bevorstehenden Sitzung der Kommission für die Rechtsstellung der Frau (CSW) im März 2025 in New York. Fortschritte in der UN-Agenda zu Frauen, Frieden und Sicherheit (WPS-Agenda) werden laut Shila Block und Miriam Mona Mukalazi durch eine unzureichende Finanzierung und gegensätzliche Prioritäten der Mitgliedstaaten behindert.