Wie gelingt ein friedliches Miteinander?
Anlässlich des 75. Jahrestags der Gründung der UN verpflichteten sich die Mitgliedstaaten, die internationalen Beziehungen zum Wohle der heutigen und der kommenden Generationen zu stärken. Sie forderten UN-Generalsekretär António Guterres auf, einen Bericht mit Empfehlungen vorzulegen. Die von Guterres im September 2021 vorgestellte ›Unsere gemeinsame Agenda‹ (Our Common Agenda) blickt auf die nächsten 25 Jahre und stellt seine Vision der zukünftigen globalen Zusammenarbeit dar. Er fordert einen inklusiven und effektiven Multilateralismus, um die dringendsten Herausforderungen der Menschheit besser zu bewältigen. Gemeinsame Lösungen zu entwickeln, wird also umso wichtiger. Die Generalversammlung beschloss deshalb im September dieses Jahres den von Guterres geforderten ›Zukunftsgipfel‹ (Summit of the Future) im Jahr 2024 abzuhalten. Wie es um eine Kultur des Friedens, des Dialogs, der Kooperation und die Kunst des friedlichen Miteinanders – dem Jahresthema 2022 der Deutschen Gesellschaft für die Vereinten Nationen – bestellt ist, untersuchen die Autorinnen und Autoren im Heft 6/2022 der Zeitschrift VEREINTE NATIONEN.
Auch wenn der russische Angriffskrieg auf die Ukraine die meisten Diskussionen in den UN überschattet, konnten die Sicherheitsratsmitglieder trotz Meinungsverschiedenheiten in anderen Krisensituationen ein Mindestmaß an Zusammenarbeit aufrechterhalten, beobachtet Richard Gowan. Martin Sajdik nahm als ehemaliger Ständiger Vertreter Österreichs bei den UN aktiv an den Verhandlungen zu den Zielen für nachhaltige Entwicklung (SDGs) teil, mit Schwerpunktsetzung auf das Ziel 16 zu Rechtsstaatlichkeit und Korruptionsbekämpfung. Er berichtet über den schwierigen Verhandlungsverlauf und welchen Einfluss die SDGs auf die Wirtschaft haben. Um die Spannungen zwischen den Großmächten und andere aktuelle Herausforderungen besser bewältigen zu können, braucht es neue Wege der Problemlösung: Nach Meinung von Farwa Aamer und Richard Ponzio sind für einen erfolgreichen Zukunftsgipfel auch Stimmen aus der Zivilgesellschaft wichtig. Und trotz unterschiedlicher Ansichten müssen möglichst viele Regierungen zusammenarbeiten, denn im UN-Kontext wäre es kontraproduktiv, einen globalen Konflikt zwischen Demokratien und Autokratien zu forcieren, argumentierenPascal Abb, Hanna Pfeifer und Jonas Wolff in ihrem Standpunkt.