Die Weltorganisation für Meteorologie (WMO), eine Sonderorganisation der Vereinten Nationen, in der die Bundesrepublik Deutschland seit 1954 Vollmitglied ist, wird im September dieses Jahres des ersten Internationalen Meteorologischen Kongresses in Wien vom September 1873 feierlich gedenken und damit auf ein Jahrhundert internationaler meteorologischer Zusammenarbeit zurückblicken. - Versuche, den Wetterablauf zu verstehen oder gar vorherzusagen, sind in vielen Ländern der Erde gemacht worden. Im Altertum kannte man schon vor mehr als 3000 Jahren die erhebliche Bedeutung, die ein Erkennen von ›Wetterregeln‹ für die Ernte und damit für große Bereiche des Lebens überhaupt haben würde. Aber erst im 17. Jahrhundert entstanden mit der Erfindung von Barometer und Thermometer und mit der Erkenntnis, dass man das Wetter nicht örtlich, sondern nur regional verstehen könne, die ersten bescheidenen Beobachtungsnetze. Die Erfindung der Telegraphie im Jahre 1843 schuf die Voraussetzung für einen neuzeitlichen aktuellen Wetterdienst. Auf einer Konferenz von Direktoren aus den Wetterdiensten von 10 Nationen in Leipzig 1872 aufbauend, kam es zur ersten staatlichen Zusammenarbeit auf dem Gebiete des Wetterdienstes, dem Ersten Meteorologischen Kongress in Wien vom 2. bis 16. September 1873. Es wurde damals die Internationale Meteorologische Organisation (IMO), die Vorgängerin der WMO, gegründet. Nun begann man, meteorologische Beobachtungsnetze nach einheitlichen Richtlinien aufzubauen, einheitliche Messverfahren einzuführen und Wettermeldungen in weltweit verständlichen Zahlenschlüsseln global auszutauschen und damit die Anwendung meteorologischer Erkenntnisse in allen Wirtschaftsbereichen zu fördern. Bedeutende internationale wissenschaftliche Projekte konnten seitdem in Angriff genommen werden. Dazu gehören das erste und zweite Polarjahr (1882/83, 1932/33), das Internationale Geophysikalische Jahr (1957/58) und in neuester Zeit die Welt-Wetter-Wacht (WWW) sowie das Globale Atmosphärische Forschungsprogramm (GARP). Die technische und wissenschaftliche Entwicklung der letzten Jahrzehnte mit Wettersatelliten, Hochgeschwindigkeitsdaten-übertragung und elektronischen Großrechenanlagen haben dabei der engen internationalen Zusammenarbeit neue, starke Impulse gegeben. 1873 waren in Wien 20 Staaten vertreten. Heute zählt die WMO 124 Staaten und 13 Territorien mit eigenen Wetterdiensten zu ihren Mitgliedern. - Der folgende Beitrag schildert die Tätigkeit der WMO in der Entwicklungshilfe. Das im Jahre 1952 begonnene Entwicklungshilfeprogramm der Organisation ist zu einem ihrer Hauptarbeitsbereiche geworden (Siehe auch ›Die Welt-Wetter-Wacht der Weltorganisation für Meteorologie (WMO)‹ in VN 6/1971 S. 165 ff.) - Der aus dem Deutschen Wetterdienst stammende Autor hat 13 Jahre lang die jetzige Hauptabteilung ›Technische Zusammenarbeit‹ im Sekretariat der Organisation in Genf geleitet und in diesen Jahren viele Entwicklungs- sowie beitragende Industrieländer bereist. Im Anschluss an diese Tätigkeit wurde er vom Generalsekretär der WMO, Dr. D. A. Davies, mit einer großangelegten Evaluierung des Entwicklungsprogramms beauftragt, deren Ergebnisse kürzlich unter dem Titel ›Twenty Years of WMO Assistance‹ veröffentlicht worden sind.