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»Wie ich ihn erlebte« Zur Causa Waldheim

›Unbehagen‹ hat im vergangenen Jahr in dieser Zeitschrift Jens Naumann ausgedrückt in Anbetracht der verschiedenen Facetten der ›Affäre Waldheim‹: Unbehagen über das Verhalten des Namengebers der ›Causa‹ und sein gebrochenes Verhältnis zur eigenen Biographie wie zur Wahrheit, Unbehagen auf Grund der Erkenntnis, dass deutsche und österreichische ›jüngste‹ Vergangenheit sich als in erschreckendem Maße zählebig und noch immer ›unbewältigt‹ erweist, Unbehagen über das inkonsequente, überdies rechtsstaatlichen Verfahren hohnsprechende Verhalten der US-Regierung (Stichwort ›watch list‹), Unbehagen auch über Versuche, mittels der Kritik am einstigen Generalsekretär die Vereinten Nationen selbst zu treffen. In den Monaten seither konnte sich das in jenem Kommentar in VN 4/1987 artikulierte ungute Gefühl nur noch verstärken. Von der persönlichen Glaubwürdigkeit des österreichischen Bundespräsidenten ist nicht viel übriggeblieben. Längst ist auch die für das Nachkriegsösterreich so wohltätige Fiktion, Beethoven sei Wiener, Hitler dagegen ›Reichsdeutscher‹ gewesen, zerbrochen und hat teilweise schon ungerechter, bösartiger Stigmatisierung unseres Nachbarlandes in der internationalen Öffentlichkeit Platz gemacht. Der ›UN-Aspekt‹ der Angelegenheit scheint demgegenüber einstweilen wieder zurückgetreten zu sein - gewiss kein Nachteil, denn der gegenwärtige Augenblick ist einem nüchternen Urteil über die Vereinten Nationen in den zehn Jahren der Amtszeit Kurt Waldheims (1972—1981), aber auch über Kurt Waldheim als Generalsekretär der Weltorganisation nicht günstig.

Diesem Urteil will auch die folgende bemerkenswerte persönliche Betrachtung eines ehemaligen Mitarbeiters Waldheims nicht vorgreifen. Rémy Gorgé hat in mehreren Beiträgen dieser Zeitschrift sich zur Vermittlerrolle der Vereinten Nationen auf Zypern, im Mittleren und im Nahen Osten (VN 4/1986, VN 1/1987 und VN 5/1987) geäußert; seine Artikel waren stets von einer gelungenen Mischung aus Insider-Kenntnis, analytischer Klarheit und Unmittelbarkeit persönlichen Erlebens gekennzeichnet.

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