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Was nottut: nachhaltige Wirtschaftskooperation

Prof. Dr. habil. Michael Bohnet ist Professor für Volkswirtschaftslehre und war Leiter der multi- und bilateralen Abteilung des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit (BMZ). Er fordert eine stärkere Zusammenarbeit zwischen den UN und der Wirtschaft.

Teilnehmerinnen aus Liberia und Malawi nach ihrer sechsmonatigen Ausbildung in Solartechnik, die in Zusammenarbeit mit einer NGO und einer Hochschule von UN Women gefördert wurde. Ziel ist es, den Frauen, von denen viele die meiste Zeit ihres Lebens in der Landwirtschaft gearbeitet haben, eine altersgerechtere Qualifikation zu vermitteln und ihnen gleichzeitig eine neue Position des Respekts in ihren Gemeinschaften zu verschaffen. UN Women/Gaganjit Singh

In den vergangenen Jahrzehnten haben die UN Herausragendes bei der Friedenspolitik und der Entwicklungszusammenarbeit geleistet. Eine große Schwachstelle bleibt die unzureichende Mitgestaltung der nachhaltigen Wirtschaftskooperation hin zu einer großen Transformation. Diese Herausforderung gilt es anzunehmen.

Diese Erkenntnis hat der Generalsekretär der Vereinten Nationen António Guterres bereits im Jahr 2017 beim Weltwirtschaftsforum in Davos klar formuliert und sich für eine neue Generation von Partnerschaften mit Unternehmen ausgesprochen. Es sei wichtig, das Kerngeschäft des Privatsektors stärker auf die strategischen Ziele der internationalen Gemeinschaft auszurichten. Er bezeichnete Unternehmen als die »besten Verbündeten«, um das Klimaübereinkommen von Paris und die Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung (Agenda 2030) umzusetzen. Mit neuen Partnerschaften sei man nicht nur besser auf aktuelle Ziele vorbereitet, sondern habe auch künftige Herausforderungen besser im Blick, wie die Beherrschung der Gentechnik und der künstlichen Intelligenz. Dieser Veränderungsprozess müsse fair und nachhaltig gestaltet werden. Was bedeutet das für die Vereinten Nationen?

Erstens, den Globalen Pakt der UN weiterentwickeln: Dieser Pakt, der im Jahr 2001 von UN-Generalsekretär Kofi Annan initiiert wurde, ist die weltweit größte und wichtigste Initiative für verantwortungsvolle Unternehmensführung. Auf der Grundlage von vier universellen Prinzipien – Schutz der Menschenrechte, Durchsetzung von gerechten Arbeitsnormen, umweltfreundliche Technologien, Korruptionsprävention – und den Zielen für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals – SDGs) verfolgt der Globale Pakt die Vision einer nachhaltigen Weltwirtschaft. Mit ihrem Beitritt zeigen bereits 16 500 Unternehmen und Organisationen in mehr als 160 Staaten, dass sie diese Vision verwirklichen wollen. Der Globale Pakt sollte in Zukunft beherzter als bisher umgesetzt werden, damit für die Unternehmen die Vertragsfreiheit gesichert werden kann, sie im Umgang mit Umweltproblemen dem Vorsorgeprinzip folgen und die Entwicklung und Verbreitung umweltfreundlicher Technologien beschleunigt wird. Es kommt darauf an, den Pakt im Bewusstsein der Unternehmen weltweit zu verankern und ihn zu einem UN-Flaggschiff werden lassen.

Zweitens, öffentlich-private Partnerschaften (PPP) initiieren: Im UN-Rahmen bedeuten diese Partnerschaften Kooperationen der UN-Organisationen mit der privaten Wirtschaft. Diese ›Entwicklungspartnerschaften mit der Wirtschaft‹ sind mittel- oder langfristig angelegte gemeinsame Vorhaben von Unternehmen mit UN-Organisationen. Sie kombinieren die Innovationskraft der Wirtschaft mit dem Wissen und den politischen Erfahrungen der UN. Als Modell gilt bis heute das in den 1960er und 1970er Jahren geschaffene Programm für industrielle Zusammenarbeit (Industry Cooperation Programme – ICP). Initiiert wurden diese Unternehmenskooperationen von Alexander Gunther Friedrich, einem deutschen UN-Pionier, der damals als Exekutivsekretär des ICP die Grundlagen für PPPs gelegt hatte. Heute steht die Aufgabe an, einen erneuten Quantensprung in diese Richtung zu initiieren, das heißt, den Übergang vom ICP zu einem ›Globalen Kooperationsprogramm‹ voranzutreiben, und dies mit Blick auf die SDGs, die darauf abzielen, die Umwelt zu schützen und gleichzeitig die Armut zu reduzieren – im Einklang mit der Sicherung von Beschäftigung, Produktion und Einkommen.

Die UN sind die multilaterale Organisation schlechthin. Die Vernetzung muss aber über die Regierungen hinausgehen und die Zivilgesellschaft, die Städte, die Privatwirtschaft und die Wissenschaft einschließen.

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