Von Millionen zu Milliarden
Auf multilateraler Ebene wurden in den vergangenen Jahren eine Reihe von UN-Jubiläen gefeiert – zuletzt im Jahr 2023 die Aufnahme der beiden deutschen Staaten in die UN vor 50 Jahren. So gut wie kein mediales Echo fand hingegen die Gründung des Gemeinsamen Pensionsfonds der Vereinten Nationen (United Nations Joint Staff Pension Fund – UNJSPF) vor 75 Jahren. Im Fokus der Interessen der Mitgliedstaaten internationaler Organisationen steht der Fonds nur begrenzt, anders als bei deren Personal.
Der UNJSPF wurde durch Resolution 248 (III) der UN-Generalversammlung vom 7. Dezember 1948 als eine unabhängige gemeinschaftliche Einrichtung seiner Teilnehmerorganisationen im Jahr 1949 gegründet. Nach den in dieser Resolution enthaltenen Statuten fungiert als Lenkungsorgan ein aus 33 Mitgliedern bestehender Pensionsrat, die zu je einem Drittel von den Legislativorganen der Fondsteilnehmer, von den Organisationschefs und vom Personal gewählt werden, und dies je nach der Größe der Fondsteilnehmer in unterschiedlicher Gewichtung. Die Bediensteten des Fonds sind UN-Personal, an dessen Spitze zurzeit eine Beigeordnete Generalsekretärin steht. Der Amtssitz des Fonds ist New York. Die Verwaltungskosten trägt der Fonds im wesentlichen selbst. Das Fondsportfolio wird abgetrennt vom sonstigen UN-Vermögen im Auftrag der Teilnehmerorganisationen und Pensionsempfänger gehalten. Die Fondseinnahmen werden – neben Kapitaleinkünften – aus den Beiträgen der Bediensteten und den Zahlungen der Teilnehmerorganisationen im Verhältnis eins zu zwei erzielt.
Im Jahr 1949 belief sich das Fondsvermögen auf acht Millionen US-Dollar. 3500 Beitragszahlerinnen und -zahler finanzierten die Pensionen nur sehr weniger Bezugsberechtigter. Die Zahlen zum Ende des Jahres 2023: 88,2 Milliarden US-Dollar, 144 000 Beitragszahler, 84 000 Empfänger; 1,7 Beitragszahler finanzieren nunmehr einen Empfänger. Von Bedeutung ist in diesem Zusammenhang die erheblich über dem Durchschnitt der Gesamtbevölkerung liegende Lebenserwartung der Pensionsempfänger. Allein im Umfeld von Genf leben rund 40 Pensionäre, die 100 Jahre und älter sind. Aus solchen Zahlen kann der Bedeutungszuwachs des Multilateralismus, aber auch der demografischen Entwicklungen in 75 Jahren abgelesen werden.
Besondere Anerkennung verdient der UNJSPF für seine solide und strikt an Nachhaltigkeit orientierte Anlagepolitik auf der Basis der von der Generalversammlung vorgegebenen Kriterien von Sicherheit, Rentabilität, Liquidität und Konvertibilität. Der Fonds hat in 75 Jahren alle an ihn bestehenden finanziellen Ansprüche erfüllt und allen Versuchen politischer Einflussnahme widerstanden, die die Zwecksetzung der Fondsmittelverwendung gefährdet hätten. In die Waffen- und Rüstungsindustrie wurde von Anfang an nicht investiert, seit dem Jahr 1990 auch nicht mehr in die Tabakindustrie. Im Jahr 2020 trat der Fonds der UN-initiierten Allianz der Eigner klimaneutraler Kapitalanlagen bei. Es erfolgen keine Investitionen mehr in auf Basis fossiler Energie betriebene Projekte oder Kohlekraftwerke. Ehrgeiziges Ziel ist es, den Kohlenstoffdioxid-Fußabdruck im Portfolio bis zum Jahr 2025 um 40 Prozent gegenüber dem Niveau des Jahres 2019 zu reduzieren und bis zum Jahr 2050 einen Null-Emissionsausstoß zu erreichen. Im Jahr 2022 unterzeichnete der UNJSPF die Erklärung der Montrealer Konferenz zu Biodiversität und richtet die Investitionspolitik auch an Gesichtspunkten der Biodiversität aus. Nicht übersehen werden sollte schließlich, dass der Fonds in seiner Anlagepolitik gezielt Unternehmen in den Blick nimmt, deren Vorstände mit Frauen besetzt sind. Verdient er dafür nicht auch ein Kompliment aus der Sicht feministischer Außenpolitik?