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Über Menschenrechte Persönliche Erinnerungen an eine internationale Entwicklung

Schlaglicht aus einem Oberkommando der Marine Ende April 1945 am Alpensüdrand:

Ordonnanz zum Dolmetscher: ›Wo bleibt der Bericht über die englischen Sender? Der Alte hat schon danach gefragt.‹ Antwort: ›Die haben heute länger gebraucht. Zuerst kam das Treffen in San Franzisko.‹ - ›Davon will keiner was hören. Was zu Hause los ist, wollen sie wissen. Der Asto vom Dienst zittert schon um seine Familie. Aus Berlin kommt ja nichts mehr Genaues.‹

Als das Kommando ins Hochgebirge verlegt wurde, kam mein Empfänger nicht mit. So waren wir von Nachrichten abgeschnitten, doch erfuhren wir vom Waffenstillstand in Italien am 2. Mai. Kommissionen sollten zur ›Royal Navy‹ gehen. Ich kam zu einer, die (im letzten Augenblick unter Beschuss vom Land aus geworfene) Minen aus italienischen Häfen räumen sollte. Mit allen möglichen Geräten rückten wir den Ungeheuern zu Leibe: mit Hohlstäben, Lärmbojen, auch einem kleinen Zeppelin. In Genua wurden die Engländer ungeduldig. Sie brauchten den Hafen. Gegen alle Warnungen schickten sie ein großes Minensuchboot in den Hafen. Auch wir sollten einsteigen, doch weigerten wir uns und beriefen uns auf die Genfer Konventionen. Das zog erstaunlicherweise, doch mussten wir von der Pier aus mitansehen, wie das Boot mit 27 englischen Seeleuten in die Luft flog. Keiner überlebte. Es hat uns tief beeindruckt, dass unsere Argumente bei der Vernehmung honoriert wurden und wir unbehelligt blieben. Menschenrecht oder Standesrecht, fragten wir uns. Waren das dieselben Leute, deren Vertreter sich in San Franzisko sperrten, den Wünschen von Roosevelt nachzugeben und in die Charta etwas über die Achtung von Menschenrechten aufzunehmen?

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