Menü

Kulturgüter: Ziel und Opfer der Gewalt Kriegsrechtliche Schutzbestimmungen und neue Initiativen der UNESCO

Kein Krieg geht an Kulturgütern, jenen historischen Zeugnissen menschlicher Schöpferkraft, spurlos vorbei. Als Kriegstrophäe dienen sie dem Sieger als Zeichen seiner Überlegenheit und als Manövriermasse für Reparationsforderungen; als identitätsstiftende Symbole bieten sie jenseits jeder militärischen Notwendigkeit eine Zielscheibe moralischer Destabilisierung. In dieser Hinsicht hat uns der Krieg auf dem Territorium des ehemaligen Jugoslawien eine neue, kulturelle Dimension der Gewalt beschert. Die Zerstörung von Kulturdenkmälern, von kulturellen Einrichtungen und religiösen Stätten ist zur alltäglichen Kriegstaktik geworden, um den inneren, den kulturellen Zusammenhalt des Feindes zu schwächen. Obwohl die internationale Empörung selbst bei den massiven Bombenangriffen auf Dubrovnik anfänglich eher verhalten ausgefallen ist, begann sich ein politischer Gesinnungswandel abzuzeichnen: Alle um Befriedung und humanitäre Minderung der Leiden bemühten Organisationen nehmen heute in ihren politischen Erklärungen direkt Bezug auf die Zerstörung von Kulturgütern. Die in Genf abgehaltene internationale Konferenz über den Schutz der Kriegsopfer hat in ihrer Schlußerklärung vom 1. September 1993 alle Staaten aufgefordert, völkerrechtlich geschützte Kulturgüter und sakrale Einrichtungen zu respektieren und die Befolgung der einschlägigen Vorschriften zu sichern.

Das könnte Sie auch interessieren


  • Heft 6/2005 mit Jahresinhaltsverzeichnis

    Heft 6/2005 mit Jahresinhaltsverzeichnis

    01.06.2005

  • Kultur als eine Dimension der Völkerrechtsordung

    Kultur als eine Dimension der Völkerrechtsordung

    01.12.1993
    Besprechung des Buches: Wyss, Martin Philipp, Kultur als eine Dimension der Völkerrechtsordung. Vom Kulturgüterschutz zur internationalen kulturellen Kooperation, Zürich: Schulthess (Schweizer Studien zum Internationalen Recht, Bd.79) 1992. mehr

  • Die UNESCO und der Kampf um den Erhalt des Weltkulturerbes

    15.12.2020
    Am 9. November endet der 44-tägige Konflikt zwischen Armenien und Aserbaidschan. Mit der vereinbarten Rückgabe von Territorien verliert Armenien auch viele Kulturstätten, um deren Schutz sich nun die UNESCO bemüht. Sie kämpft seit 75 Jahren für den… mehr

  • Die doppelte Verantwortung der UNESCO

    Zur zwiespältigen Ernennung des Tempels von Preah Vihear zum WeltkulturerbeDie doppelte Verantwortung der UNESCO

    17.12.2009
    Die Ernennung des Tempels von Preah Vihear an der thailändisch-kambodschanischen Grenze zum Weltkulturerbe hat einen seit dem Ende der Kolonialzeit bestehenden, zwischenstaatlichen Grenzkonflikt erneut eskalieren lassen. Der Beitrag untersucht die… mehr

  • Ein sandfarbenes kuppelförmiges und oben spitz zulaufendes Gebäude, davor der Schattenriss einer Frau.

    50 Jahre UNESCO-Welterbekonvention

    18.12.2022
    Vor fünfzig Jahren wurde die Welterbekonvention verabschiedet, um einzigartige Natur- und Kulturstätten der Welt durch internationale Zusammenarbeit zu schützen. Die UNESCO nahm das Jubiläum zum Anlass, eine Zwischenbilanz zu ziehen und… mehr