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Globalisierung 2000 (I): Abschied von der ›einen Welt‹ Die neue Machtverteilung auf dem vernetzten Erdball

Es gibt eine Globalisierung der Globalisierungsdiskussion. Thomas L. Friedman, der Chefkolumnist der ›New York Times‹, geht so weit, in der Globalisierung das Synonym für das neue internationale ›System‹ zu sehen, das das vorherige – das bipolare der Konfrontationszeit – ablöst. Das klingt versöhnlicher, zukunftsgläubiger als der »Kampf der Kulturen«, als Samuel P. Huntingtons »clash of civilizations«. Diesen Charme verliert die Globalisierung freilich, wenn man annimmt, daß sie zu einer neuen Teilung der Welt führt. Damit wäre die globalisierte Welt eine Teilwelt und eben wieder eine der Kulturen, die einer anderen gegenübersteht, nur daß – anders als bei Huntington – das Internet, nicht die Religion oder andere Traditionen, Ursache der Fraktionierung wäre. Begann die Globalisierung mit der Erfindung des Schiffssegels oder mit der Website? Wenn sie einen alten, kontinuierlichen, allenfalls

kürzlich etwas intensivierten Prozeß darstellt, wer könnte ihn kontrollieren wollen? Welcher verantwortliche Regierungschef wollte ihre ›Realitäten‹ mißachten? Oder ist die Globalisierung nach einem hübschen, auf einer der vielen ihr gewidmeten Tagungen aufgelesenen Ausdruck, ein »sinnleerer Bedeutungsträger« (empty signifier), der sich je nach taktischem Bedarf auffüllen läßt?

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