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Der letzte Mann

Laura Kirkpatrick berichtet über außenpolitische Themen und die Vereinten Nationen unter anderem für den Blog über die UN ›PassBlue‹. In seiner zweiten Amtszeit als UN-Generalsekretär sollte António Guterres innerhalb des UN-Systems endlich mehr Frauen in Führungspositionen bringen.

Generalsekretär António Guterres bei einem Interview.
UN-Generalsekretär António Guterres informiert nach dem informellen 5+1-Treffen zur Situation in Zypern die Presse in Genf. UN Photo/Violine Martin

Als UN-Generalsekretär António Guterres am 1. Januar 2017 sein Amt antrat, war Donald Trump – ein Nationalist und Isolationist – zum US-Präsidenten gewählt worden. Unter Trump wurden die Finanzbeiträge an die UN enorm gekürzt und politische Entscheidungen zurückgezogen. In dieser Zeit traten die USA als wichtigster UN-Mitgliedstaat aus acht UN-Verträgen und -Organisationen aus. Blickt man nüchtern auf die Amtszeit von Guterres als Generalsekretär, so kann man sagen: Es hätte schlimmer kommen können.

Es ist also nicht verwunderlich, dass sich Guterres für eine zweite Amtszeit bewarb, um die begonnene Arbeit voranzubringen. Doch die globalen Konflikte und Unruhen des Jahres 2021 lesen sich ähnlich wie die des Jahres 2017. Die Unruhen in Jemen, Libyen, der Sahelregion, Syrien, der Ukraine und Venezuela dauern weiter an und die Klimakrise verschärft sich mit jedem Jahr. Während der ersten Amtszeit von Guterres sind neue Konflikte entflammt, so etwa im äthiopischen Tigray oder in Myanmar. Dass die Konflikte nicht gelöst werden können, ist nicht allein dem Generalsekretär zuzuschreiben. Innerhalb der Vereinten Nationen liegt ein Großteil der Macht beim Sicherheitsrat. Wenn sich dieses Gremium nicht auf ein entschiedenes Handeln einigt, dann kann Guterres hinter den Kulissen lediglich versuchen zu vermitteln.

Die diesjährige Wahl war alles andere als transparent. 

Als höchster Beamter der UN hat Guterres systemische Probleme geerbt, vor allem hinsichtlich der Gleichstellung der Geschlechter. Obwohl er die Ungleichheit zwischen den Geschlechtern als eine Gefahr für den globalen Frieden und die Sicherheit betrachtet, wird Guterres dennoch in vielerlei Hinsicht als Symbol für das institutionalisierte Patriarchat bei den UN gesehen. Einige Pro­bleme hat er zwar gelöst, aber nicht genug, um die Gepflogenheiten innerhalb des UN-Systems entschieden zu verändern.

Unter Guterres sind die UN ihrem Ziel der Geschlechterparität innerhalb ihrer Führungsebene ein Stück näher gekommen – das Ziel wurde im Jahr 1994 mit einer Frist bis zum Jahr 2000 gesetzt. Doch noch im Jahr 2017 war nur ein Drittel des Führungsteams mit Frauen besetzt. Im selben Jahr kündigte Guterres die ›Geschlechterparitätsstrategie‹ an, eine Initiative zur Rekrutierung, Einbindung und Förderung von Frauen, mit dem Ziel, bis zum Jahr 2028 eine vollständige Parität zu erreichen. Er schuf das Amt für die Gleichstellung und Stärkung der Frauen in seinem Führungsteam. Ungeachtet dessen sah sich das Führungsteam von Guterres selbst mit Vorwürfen des Machtmissbrauchs und der Belästigung konfrontiert.

Als Guterres im Jahr 2016 für den Posten des Generalsekretärs kandidierte, war mehr als die Hälfte der 13 Kandidaten Frauen. In jenem Jahr fanden die Debatten um den Posten des Generalsekretärs erstmalig öffentlich statt. Gleichzeitig wurde die Forderung nach mehr Transparenz bei den Wahlen und der Besetzung des Postens durch eine Frau laut.

Die diesjährige Wahl war alles andere als transparent, denn Guterres galt als sicherer Sieger, ohne dass es ernsthafte Herausforderer gab. Er war der einzige, der von seinem Heimatland Portugal eine offizielle Unterstützung erhielt. Neben Arora Akanksha, die in diesem Jahr als erste Frau ihre Kandidatur erklärt hatte, kandidierten noch drei weitere Frauen ohne Unterstützung ihrer Heimatländer: die ehemalige türkische UN-Mitarbeiterin Fátima Nouinou; die irisch-britische Menschenrechtsexpertin Emma Reilly sowie die ehemalige stellvertretende und amtierende Präsidentin von Ecuador Rosalía Arteaga. Während seiner zweiten Amtszeit muss Guterres einen Weg finden, die Vereinten Nationen mit Geschlechterparität ins 21. Jahrhundert zu führen.

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