Die internationale Nahostkonferenz, unter Schirmherrschaft der Vereinigten Staaten und der damaligen Sowjetunion nach jahrelangen Bemühungen endlich am 30.Oktober 1991 in Madrid eröffnet und im Dezember in Washington sowie im Januar 1992 in Moskau fortgeführt, ist der Beginn eines neuen Kapitels in der bewegten Geschichte des Nahen Ostens. Die Konfliktparteien Israel, Palästina, Syrien, Jordanien und Libanon, die sich mehr oder minder freiwillig bereit erklärt hatten, an dieser Konferenz teilzunehmen, stehen an einem Scheideweg. Diese Verhandlungen bieten einerseits die historische Chance, jahrzehntelange Konflikte im Nahen Osten beizulegen, andererseits droht jedoch auch die Gefahr, dass Auseinandersetzungen zwischen den verfeindeten Seiten weitaus größere Konflikte - und neue Kriege - verursachen könnten.
Diejenigen, die durch die Nahostkonferenz am meisten zu gewinnen oder zu verlieren haben werden, sind die Palästinenser. Angesichts der veränderten Weltlage und im Zuge des Golfkriegs war ihnen keine andere Wahl geblieben, als sich - sogar ohne irgendwelche Vorbedingungen - an der Konferenz zu beteiligen. Die berechtigte Befürchtung, ihr Dasein als Volk ohne Staat könnte durch eine Autonomieregelung, in der Israel der Souverän bliebe, von dieser Konferenz als Dauerzustand besiegelt werden, wiegt bislang schwerer als die Hoffnung, der israelischen Okkupation ein Ende setzen zu können und einen eigenen Staat zu gründen.