›Es scheint beinahe so, als wenn sich mit alledem ein neues Zeitalter des Kolonialismus abzeichnete, mit der Variante, dass es nicht mehr den Kontinenten, sondern den Weltmeeren gilt, vor allem aber mit einer Vertauschung der Rollen, indem die früheren Kolonialvölker heute als Verdränger, die ehemaligen Imperialisten als Verdrängte der Freiheit erscheinen.‹
Diese seherischen Worte Herbert Krügers, im Dezember 1959 am Vorabend der II. Seerechtskonferenz gesprochen, sollen Ausgangspunkt einer Rückschau auf die in den Jahren 1958 und 1960 in Genf abgehaltenen Seerechtskonferenzen der Vereinten Nationen sein. Hierbei steht allerdings nicht das historische Interesse an einer Bestandsaufnahme über die letzten zwanzig Jahre seevölkerrechtlicher Entwicklung im Vordergrund. Vielmehr soll der Versuch unternommen werden, aus der rückschauenden Betrachtung Erkenntnisse zur Beurteilung der Möglichkeiten und Grenzen der laufenden, seit Dezember 1973 tagenden III. Seerechtskonferenz der Vereinten Nationen zu gewinnen.
