Die ›absolute Armut‹ als Massenerscheinung in der Dritten Welt wird erst seit wenigen Jahren so recht zur Kenntnis genommen. Stellt die Hinwendung zu diesem Thema nur eine neue Mode der Entwicklungspolitik dar, fällig geworden nach dem enttäuschenden Resultat früherer Konzeptionen? Bedeutet die Hervorhebung dieses Problems gar die Hinwendung zu globaler Armenpflege als Surrogat für strukturelle Änderungen in den internationalen Wirtschaftsbeziehungen? Fest steht jedenfalls, dass das scheinbar so plötzlich registrierte Phänomen keineswegs kurzfristiger Art ist; der scheidende Präsident der Weltbank, Robert McNamara, der seit 1972 das Thema in die internationale Diskussion gebracht hat, schockierte vor einiger Zeit mit der Erklärung, dass die Zahl von 800 Millionen ›absolut Armen‹ sich auch bei größten Anstrengungen bis zum Jahre 2000 voraussichtlich nur um 200 Millionen verringern würde. Dennoch: ›Die Reduzierung und Eliminierung der massiven absoluten Armut ist das Kernstück der Entwicklung selbst. Sie ist der kritische Punkt für das Überleben jeder vernünftigen Gesellschaft‹ (McNamara). Mit der Lage der am wenigsten entwickelten Länder, die in der Strategie für die Dritte Entwicklungsdekade mehrfach angesprochen wird, wird sich eine Konferenz der Vereinten Nationen vom 1. bis 14. September diesen Jahres in Paris befassen.