Die 45. Generalversammlung der Vereinten Nationen begann vor dem Hintergrund wahrhaft historischer Ereignisse: der Neugestaltung des Ost-West-Verhältnisses und der deutschen Vereinigung einerseits, der Zuspitzung der Lage im Mittleren Osten andererseits. Die eigenen Probleme der Weltorganisation treten demgegenüber in den Hintergrund, sind aber keineswegs gelöst. So steht das Thema ›UN-Reform‹ dieses Jahr wieder auf der Tagesordnung; Generalsekretär Javier Perez de Cuellar hat hierzu auftragsgemäß einen Bericht (UN Doc. Al 45/226) vorgelegt. Die Probleme der Uno, was ihre Wirksamkeit nach außen und die Arbeitsabläufe im Innern angeht, stehen mit ihren Besonderheiten als zwischenstaatliche internationale Organisation in engem Zusammenhang. Der folgende Beitrag beruht auf einer organisationssoziologischen Untersuchung, die sich mit den oft beklagten Managementmängeln, Duplikationen und Koordinationsproblemen der Vereinten Nationen beschäftigt. Leitthese der gesamten Studie ist, dass viele dieser Verwaltungsprobleme auf die schwache strategische Stellung von leitenden Vorgesetzten zurückgeführt werden können: Führungskräfte im Verband der Vereinten Nationen besitzen nur formal, nicht aber faktisch, genug Autorität, um die Zusammenarbeit unterstellter Mitarbeiter zu garantieren. Ihre Stellung ähnelt der von Frühstücksdirektoren, die sich selbst dann nicht durchsetzen könnten, wenn sie es wollten. Schuld hieran sind eine Reihe von Faktoren, die im einzelnen in der Studie analysiert und belegt werden. Viele von ihnen scheinen dabei, auf den ersten Blick und isoliert betrachtet, harmlos. In der Aggregation allerdings, so die Argumentation des Autors, ist ihre Wirkung verheerend.