Mit dem 3. Oktober 1993 jährt sich zum dritten Mal der Tag, an dem die deutsche Zweistaatlichkeit auch innerhalb der Weltorganisation ihr Ende fand. Kurz zuvor, am 18. September, können die Deutschen auf den 20. Jahrestag des Beitritts zu den Vereinten Nationen zurückblicken; der längste Abschnitt dieser zwei Jahrzehnte war somit von der Präsenz zweier deutscher Delegationen am UN-Sitz gekennzeichnet, deren Entsendestaaten auf verschiedenen Seiten der Trennlinie zwichen den politischen Systemen plaziert und verankert waren. Die von den beiden Regierungen in den UN verfolgte Politik war in diesen Jahren weitgehend der öffentlichen Diskussion entzogen: Im Westen war das politische Interesse an der Weltorganisation nur schwach ausgeprägt, und im Osten war der Kreis der Mitredenden und erst recht der Entscheidungsträger ohnehin eng gezogen. Von der UN-Politik der DDR sind, wie es in dieser Zeitschrift einmal hieß, »kaum mehr als die Immobilien übernommen« worden; was da sonst noch war und wie sich das Nebeneinander, das fallweise Gegeneinander und das spärliche Miteinander der beiden Staaten am East River aus DDR-Sicht ausnahm, gehört freilich auch zur gemeinsamen deutschen Geschichte. Diesen Fragen ist die Zeitschrift VEREINTE NATIONEN im Gespräch mit einem Zeitzeugen, der zugleich Mitgestalter der UN-Politik der DDR war, nachgegangen. Peter Florin - gebürtiger Kölner, sowjetischer Partisan, Journalist, Diplomat und Politiker - war der erste UN-Botschafter der DDR; nach Rückkehr von diesem Posten wurde er zu einem der Stellvertreter des Ministers für Auswärtige Angelegenheiten berufen. 1987/88 war er Präsident der 42.ordentlichen Tagung der UN-Generalversammlung. Mit ihm sprachen Eberhard Brecht, bis 1990 DDR-Bürger, heute Vorsitzender des Unterausschusses ›Vereinte Nationen / Weltweite Organisationen‹ des Auswärtigen Ausschusses des Deutschen Bundestages, und Volker Weyel, Chefredakteur dieser Zeitschrift.