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Die koreanische Halbinsel: eine Konfliktregion in historischer Perspektive

Eine unterschiedliche Entwicklung haben die vier in der Folge des Zweiten Weltkriegs geteilten Staaten genommen: Für China spricht in den internationalen Foren unangefochten Beijing, während die Regierung in Taipeh politisch ein Schattendasein fristet, ihr Herrschaftsbereich aber zumindest als Wirtschaftsmacht Realität ist; Vietnam ist seit 1976 wiedervereinigt, unter Ausdehnung des sozialistischen Modells Hanois auch auf das frühere Südvietnam; die beiden deutschen Staaten haben einen Modus vivendi erreicht, der - wie sich gerade in diesen Tagen erweist - die Frage künftiger Einheit oder fortdauernder Zweistaatlichkeit offenlässt; in Korea hat man zu einem geregelten Nebeneinander nicht gefunden, bekundet jedoch beiderseits den Willen zur Wiedervereinigung (dessen Realisierung bei genauerem Hinsehen der jeweils anderen Seite die Selbstpreisgabe abverlangen würde). In einer Reihe von UN-Sonderorganisationen sind sowohl die Demokratische Volksrepublik Korea (Nordkorea) als auch die Republik Korea (Südkorea) Mitglied; der Weltorganisation selbst gehören die beiden koreanischen Staaten nicht an. Unmittelbar vor Beginn der 44. Generalversammlung hat Nordkorea seine Ablehnung einer Mitgliedschaft zweier Staaten und sein Ziel des UN-Beitritts Koreas in Gestalt einer Konföderation bekräftigt und Südkorea sein Interesse an Sitz und Stimme im Weltforum erneut bekundet. Der Generalsekretär der Vereinten Nationen merkt in seinem diesjährigen Bericht über die Arbeit der Organisation zu Korea an: »Die versöhnliche Atmosphäre in der ganzen Welt und der Drang zur Beilegung von Problemen, die das Vermächtnis früherer Konflikte sind, werden hoffentlich eine gütliche Bereinigung der Differenzen zwischen den beiden Seiten erleichtern.« (VN 5/1989 S.163). Im Vorjahr hatte nach einer längeren Unterbrechung das Thema Korea wieder die Generalversammlung beschäftigt (siehe auch VN 2/1989 S.62); am 18.Oktober 1988 nutzten der Präsident Südkoreas Roh Tae-woo, und am Tag darauf der Erste Stellvertretende Außenminister Nordkoreas Kang Sok-ju die Gelegenheit, um ihre jeweiligen Vorstellungen über die Zukunft der Halbinsel vorzutragen. Es waren die ersten Reden koreanischer Würdenträger vor der Generalversammlung. - Der folgende Beitrag schließt die Übersicht über den aktuellen Stand von Konflikten in Asien, die 1988 und 1989 in dieser Zeitschrift vorgelegt wurde (Afghanistan: VN 2/1988 S.43, VN 3/1988 S. 73ff. und 78ff., VN 3/1989 S.86ff.: Indischer Ozean: VN3/1989 S.81ff.; Kamputschea/ Kambodscha: VN 2/1988 S.46ff., VN 5/1989 S.174f.; Kaschmir: VN 2/1988 S.52ff.; Tibet: VN 2/1988 S.56ff.), ab.

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