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Die Befreiungsbewegungen in den Vereinten Nationen

Paul Guggenheim, der bedeutende schweizer Völkerrechtler, hat in dieser Zeitschrift schon vor Jahren (1/1962) bei einer Bewertung der Vereinten Nationen bemerkt, es müsse als politischer Erfolg der Weltorganisation verbucht werden, dass die Entkolonisierungsphase der Weltgeschichte dank der Entwicklungshilfe und der Möglichkeit der Entstehung neuer Staaten, die ihrerseits in den Vereinten Nationen Aufnahme fanden, einigermaßen konstruktiv vor sich gegangen sei. Bedenkt man zum Beispiel, dass es am Ende des letzten Kriegsjahres 1945, zugleich dem Gründungsjahr der Vereinten Nationen, nur vier afrikanische Mitgliedstaaten (Ägypten, Äthiopien, Libanon, Südafrika) gegeben hat und diese Zahl gegenwärtig 45 beträgt, ohne dass es durch diese Entkolonisierung bisher zu weltpolitischen Erschütterungen und Gefahren von den Ausmaßen der Vietnam- oder der Nahost-Kriege gekommen ist (auch wenn diese selbst partiell Dekolonisierungsprobleme sind), so ist das in der Tat eine erstaunliche Leistung. Heute steht die Weltpolitik und stehen die Vereinten Nationen vor der letzten hohen Stufe der Entkolonisierung: Die portugiesischen Kolonien sind in die Selbständigkeit ihrer Bewohner zu überführen, Südrhodesien (Zimbabwe) hat zwar einseitig seine Unabhängigkeit von Großbritannien erklärt, aber das Mutterland will sie nur bestätigen, wenn die weiße Minderheit einer Viertelmillion Herrschender die Macht im Lande mit der überwältigenden Mehrheit von fünf Millionen Schwarzer angemessen teilt. Und die ehemalige deutsche Kolonie Südwestafrika, das heutige Namibia, erstrebt seine Unabhängigkeit von illegitimer südafrikanischer Herrschaft. Sind diese Gebiete politisch unabhängig, dann ist die geschichtliche Phase der Entkolonisierung im wesentlichen abgeschlossen. - Der folgende Beitrag, fertiggestellt vor der kürzlichen Umwälzung im Mutterland Portugal mit der im Prinzip bereits anerkannten Forderung der Kolonien nach Selbständigkeit, zeichnet erstmals im einzelnen nach, wie die für die Unabhängigkeit ihrer Heimatländer kämpfenden sogenannten Befreiungsbewegungen mit ihren Wünschen und Forderungen in die Vereinten Nationen Eingang und Unterstützung gefunden haben, welche Strategie von ihnen verfolgt wurde und wie ihr gegenwärtiger Status ist.

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