›Der gewöhnliche Eingeborene hockt auf dem Boden. Man behauptet ja nicht mit Unrecht, dass dies die ursprüngliche Art des Sitzens bei ihnen ist, aber trotzdem empfindet der Schwarze diese Art, wenn sie ihm vom Europäer aufgezwungen wird, als Demütigung. Der Eingeborene ist nun eben in der Anschauung der dort lebenden Europäer eine Menschensorte minderer Art, mit der man nicht einmal dieselbe Kirche gleichzeitig besuchen will, was vielen Missionaren den Dienst sehr erschwert. Würde der Reisende mit diesen Sitten oder Gebräuchen radikal brechen, so würde er sich damit des Verkehrs und der Unterstützung der Europäer begeben, auf die er doch angewiesen ist. Es gehört also ein außerordentliches Maß von Takt dazu, um weder das Selbstgefühl der Weißen noch das des Eingeborenen zu verletzen.‹
So leitete 1934 der Ethnologe Viktor Lebzelter, Kustos am Naturhistorischen Museum in Wien, die ›Wissenschaftlichen Ergebnisse‹ seiner Forschungsreise nach Südafrika ein. Die Not des Alteuropäers seinem kolonialen Bruder gegenüber ist geblieben: er braucht ihn, doch er schämt sich dessen rüder Umgangsformen. Eine besonders abscheuliche Erfindung aus der kolonialen Welt ist die Lehre der südafrikanischen Weißen, ihre Mitmenschen nach der Farbe zu klassifizieren: Je dunkler einer ist, um so weniger darf er die Früchte seiner Arbeit genießen. Die Weltöffentlichkeit ist aufgebracht über diese Praxis, die Weltwirtschaft aber nutzt sie.