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Wenn humanitäre Hilfe zur Regel wird

Ohne Aussicht auf eine diplomatische Lösung und Frieden, der zu sichern wäre, können die UN oft nur noch humanitäre Hilfe leisten. Im Heft 2/2023 der Zeitschrift VEREINTE NATIONEN beleuchten die Autorinnen und Autoren die vielfältigen Ursachen und Reformmöglichkeiten für diese Art der Unterstützung.

Sicht vom Boden auf den Bauch eines Hubschraubers im Landeanflug.
Ein Hubschrauber des Welternährungsprogramms im Landeanflug auf Bentiu, Südsudan. Foto: UN Photo/JC Mcllwaine

In diesem Jahr könnten laut dem Amt für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten (OCHA) rund 339 Millionen Menschen auf humanitäre Hilfe angewiesen sein. Das wäre ein Anstieg um circa 20 Prozent im Vergleich zum Vorjahr und eine Verdopplung der bedürftigen Menschen in den letzten fünf Jahren. Zusätzlich werden insgesamt 51 Milliarden US-Dollar benötigt – 25 Prozent mehr als noch im letzten Jahr. Neben zahlreichen Konflikten sowie den bereits jetzt schon spürbaren Folgen der Klimakrise gelten auch die Auswirkungen des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine als Gründe für den starken Anstieg. Stark vereinfacht gesagt, gilt für Konflikte: Wenn eine diplomatische Lösung in weiter Ferne ist, es keinen Frieden gibt, der zu sichern wäre, und eine Friedenskonsolidierung reines Wunschdenken ist, dann können die UN oftmals nur noch humanitäre Hilfe leisten. Mit den vielfältigen Ursachen für den Bedarf an derartiger Unterstützung sowie Reformmöglichkeiten beschäftigen sich die Autorinnen und Autoren in diesem Heft der Zeitschrift VEREINTE NATIONEN.

Stephen Browne argumentiert, dass ein Großteil der humanitären Hilfe der Vereinten Nationen erforderlich wird, weil die Großmächte – insbesondere China, Russland und die USA – Konflikte verursachten oder unterstützten. Aber auch Staaten, die kaum von Großmächten beeinflusst werden, benötigen schnelle Not- und Katastrophenhilfe. In Niger etwa organisieren UN-Organisationen die Unterstützung für die Menschen vor Ort. Louise Aubin, Residierende und humanitäre Koordinatorin der Vereinten Nationen im Land, spricht in der Rubrik ›Drei Fragen an‹ über die Bedarfe und Ursachen von humanitärer Hilfe für die dortige Bevölkerung. Diese Art der Unterstützung wird oftmals vor allem durch ein fragiles, ungerechtes Welternährungssystem notwendig und gleichzeitig erschwert: Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine hat die globale Ernährungskrise verschärft, ihre Ursachen liegen jedoch nach Auffassung von Ralf Südhoff und Berit Reich woanders. Und um nicht immer nur auf humanitäre Krisen reagieren zu müssen, plädiert Marie Wagner eindringlich für vorausschauende humanitäre Maßnahmen, die eine zeitliche Lücke im Katastrophenmanagement schließen und mehr Menschenleben retten können – wenn sie kontinuierlich ausgeweitet werden.

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