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Der Hundertjährige, der verschwand?

Die Gründung des Völkerbunds vor 100 Jahren war ein wegweisendes historisches Ereignis. Trotz seiner gravierenden Schwächen war er der Beweis dafür, dass eine institutionell abgesicherte internationale Friedensordnung überhaupt möglich war.

Blick in die Halle der Delegierten während der ersten Versammlung des Völkerbunds.
Delegierte der ersten Versammlung des Völkerbunds im November 1920 in Genf. FOTO: UN-Archiv in Genf

Die Gründung des Völkerbunds vor 100 Jahren war ein wegweisendes historisches Ereignis. Trotz seiner gravierenden Schwächen und seines Scheiterns war er der Beweis dafür, dass eine institutionell abgesicherte internationale Friedensordnung überhaupt möglich war. Die Erfahrungen aus dem Völkerbund zeigen eines: Die internationale Ordnung ist äußerst zerbrechlich und muss immer wieder erkämpft werden. Diese Erfahrungen machen die UN heute mehr denn je. Der Frage, warum dieses erste Experiment einer großen internationalen Organisation scheiterte und welche Lehren die Vereinten Nationen daraus zogen, gehen die Autorinnen und Autoren im Heft 6/2019 der Zeitschrift VEREINTE NATIONEN nach.

Matthias Schulz betrachtet den Völkerbund als einen wichtigen Beitrag, um für einen gewaltfreien Umgang unter den Mitgliedstaaten zu sorgen und damit künftige Weltkriege zu verhindern. Viele seiner Ideen haben die Vereinten Nationen übernommen, so Blandine Blukacz-Louisfert, Leiterin der Abteilung Institutionelles Gedächtnis in der UN-Bibliothek in Genf, in der Rubrik ›Drei Fragen an‹. Joachim Wintzer erläutert, dass die noch junge deutsche Demokratie in eine paradoxe Situation kam: Einerseits war die Weimarer Republik Mitbegründerin des Völkerbunds, gleichzeitig war sie bis zum Jahr 1926 noch kein Mitglied. Der Austritt des Deutschen Reiches unter den Nationalsozialisten erfolgte bereits sieben Jahre später. Dass der zweite Generalsekretär des Völkerbunds, der Franzose Joseph Avenol, zuweilen mit dem nationalsozialistischen Deutschland sympathisierte, war für die noch junge Organisation äußerst schädlich, argumentiert Bob Reinalda.

Zum Heft 6/2019