Im Lebensschicksal der Erde stellen die Ozeane das Gleichgewicht her. Sie bedecken mehr als sieben Zehntel der Erdoberfläche und spielen die entscheidende Rolle in der Beibehaltung der der Lebenserhaltung dienenden Systeme, in der Beeinflussung des Klimas und in der Bewahrung der Tier- und Pflanzenwelt. Sie bieten uns weiterhin Nahrung, Transportmöglichkeiten, Energie, Beschäftigung, Erholung und zahlreiche wirtschaftliche und sozio-kulturelle Chancen. Doch diese Gleichgewichtsfunktion ist bedroht - wegen der Ausbeutung der Natur durch die Menschen, die immer noch übersehen, dass der alttestamentliche Spruch »Macht Euch die Erde Untertan« auch einen Schutzauftrag an sie enthält. Die beiden miteinander verwobenen Ziele Umweltschutz und bestandsfähige Entwicklung - möglicherweise sogar unser Überleben - verlangen nach deutlichen Fortschritten beim umweltschonenden Meeresregime (Oceans Management), wie der Fall »Exxon Valdez- nur einmal mehr vor Augen geführt hat. Dazu sind effektive Regime eines globalen und eines regionalen Managements sowie nationale, auf internationaler Kooperation basierende Maßnahmen erforderlich. Da weiträumige Ferntransporte von Schadstoffen im Meer und in der Luft stattfinden, sind nur völkerrechtliche Abkommen - flankiert von entsprechenden nationalen Gesetzen -
erfolgversprechend. In den Worten des japanischen Richters am Internationalen Gerichtshof, Shigeru Oda: »Es gibt nur ein Weltmeer, und die Welt ist sich nun bewusst, dass sich die Zukunft des Ozeans bezüglich der Umwelt erst dann verbessern wird, wenn er internationalem Recht und weltweiten Regelungen unterworfen wird.«
Im folgenden soll gezeigt werden, welche Ursachen zur Meeresverschmutzung führen (I), bevor ausführlich dargestellt wird, welche Umwelt-Abkommen durch das Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP), die Internationale Seeschiffahrts-Organisation (IMO) und die UN-Wirtschaftskommission für Europa (ECE) initiiert wurden (II). Im Mittelpunkt stehen dabei die Abkommen des Regionalmeerprogramms des UNEP, deren Verhältnis zur Seerechtskonvention der Vereinten Nationen untersucht werden soll (III). Abschließend ist nach den Stärken und Schwächen der Regionalabkommen und nach den erforderlichen Maßnahmen für effektiven Umweltschutz und bestandsfähige Entwicklung zu fragen (IV).