Ende vergangenen Jahres hagelte es beim Allgemeinen Deutschen Automobilclub (ADAC) von sehen türkischer Verbände Proteste. Man drohte mit Demonstrationen und Massenaustritten von Clubmitgliedern. In Ankara bestellte das türkische Außenministerium den deutschen Botschafter ein, um gegen einen Weltatlas (keinen Autoatlas!) zu protestieren, den der ADAC kurz zuvor herausgegeben hatte. Dort waren, so wie es in der landschafts- und raumkundlichen Atlaskartographie international gängige Praxis ist, an geographisch korrekter Stelle in der Türkei die Namen ›Kurdistan‹ und ›Armenien‹ angebracht worden. Dies geschah nicht, um politisch-administrative Landesteile zu bezeichnen, sondern um großräumige, grenzübergreifende Landschaften (in einem dafür üblichen Schrifttyp!) kenntlich zu machen. Beteuerungen des ADAC-Präsidenten gegenüber dem türkischen Botschafter in Bonn, mit der Verwendung dieser Namen keinerlei politische Zwecke oder gar Verunglimpfungen des türkischen Staates beabsichtigt zu haben, nutzten nichts. Der ADAC sah sich schließlich aus Gründen wirtschaftlicher Opportunität veranlaßt, den inkriminierten Atlas aus seinen Geschäftsstellen zurückzuziehen, um befürchteten Massenkündigungen türkischer Clubmitglieder vorzubeugen. - Dies ist lediglich eines von zahlreichen Beispielen, wie geographische Namen nicht nur als sachliche Ortsbeschreibungen verstanden werden, sondern wie mit ihnen Emotionen wachgerufen werden können. Zwar ist dies kein Fall geworden, mit dem sich die Weltorganisation zu beschäftigen hätte. Er verdeutlicht jedoch, mit welchen Problemen man beim Gebrauch geographischer Namen im internationalen Bereich rechnen muß. Außerhalb der Fachöffentlichkeit ist wenig bekannt, daß die Vereinten Nationen bestrebt sind, auch auf diesem Gebiet die internationale Zusammenarbeit zu fördern. Die folgende Darstellung knüpft an den Aufsatz von Rolf Böhme, Von Cernobyl ' bis Peiraiéfs. Die Vereinten Nationen und die Vereinheitlichung geographischer Namen, VN 6/1987 S. 188ff„ an.