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Drei Fragen an Jürgen Maier

Warum schreitet der Klimaschutz zehn Jahre nach dem Pariser Klimaabkommen von 2015 so langsam voran? Diese und weitere Fragen beantwortet Jürgen Maier, Geschäftsführer des Forums Umwelt und Entwicklung in Berlin.

Bildschirm mit Panelisten
COP30 Brasil Amazônia - Energy Transition Energy and Sustainable Fuels Forum. Foto: Rafa Neddermeyer/PR, https://www.flickr.com/photos/cop30amazonia/

Warum schreitet der Klimaschutz zehn Jahre nach dem Pariser Klimaabkommen von 2015 so langsam voran?

Die ›Dekarbonisierung‹ der Weltwirtschaft erweist sich als weitaus schwieriger als angenommen. Wirtschaftliche Entwicklung ohne steigenden Energieverbrauch hat sich bisher nirgendwo als machbar erwiesen. Eine Energiewende hin zu 100 Prozent erneuerbaren Energien mit praktikablen und wirtschaftlich darstellbaren Speichermöglichkeiten für Wind- und Solarstrom ist aktuell ebenso wenig in Sicht. Die hohen Ambitionen von Paris scheitern an den physikalischen und wirtschaftlichen Realitäten. Klimaneutralität ist eine Illusion. 

Welche Themen werden im Mittelpunkt der Verhandlungen während der bevorstehenden UN-Klimakonferenz (COP-30) in Belém, Brasilien, stehen?

Es wird im Prinzip um die gleichen Themen wie in den Vorjahren gehen. Diese sind vor allem der Umsetzungsstand der Nationalen Klimaschutzpläne (NDC), die internationale Finanzierung des Klimaschutzes, die Anpassung an den Klimawandel samt Resilienz sowie eine gerechte Energiewende für alle. 

Wie kann der Interessenkonflikt zwischen den ›alten Industrieländern‹, die früher einmal grundsätzlich mehr Klimaschutz forderten, und den ›Schwellenländern‹, die nicht bereit sind, ihr Wirtschaftswachstum durch Klimaschutzmaßnahmen zu verlangsamen, überwunden werden?

Anscheinend wird dieser Interessenkonflikt zunehmend kleiner, weil auch die ›alten‹ Industrieländer angesichts ihrer Wirtschaftskrisen ihre Klimaschutzambitionen zurückschrauben. Das gilt keineswegs nur für die USA. Selbst in Deutschland setzt sich allmählich die Erkenntnis durch, dass hohe Klimaschutzambitionen verbunden mit dem Verzicht auf preisgünstiges russisches Pipeline-Erdgas zu derart hohen Energiepreisen führen, dass Deindustrialisierung die logische Konsequenz ist. Die industrielle Produktion wird aber nicht eingestellt, sondern ins Ausland verlagert, sodass dadurch nicht weniger Emissionen entstehen. Der Auftrag des UN-Umweltgipfels von Rio im Jahr 1992 lautet, Umwelt und Entwicklung zusammenzubringen, nicht gegeneinander auszuspielen. Die Klimaverhandlungen müssen dies wieder in den Mittelpunkt stellen, um weiterzukommen.

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