Das Bevölkerungswachstum ist zweifellos eine Kernfrage der Entwicklungspolitik. Denn die Ernährung der Menschheit, ihr wichtigstes materielles Grundbedürfnis, hängt davon und von der Entwicklung der Agrarproduktion ab. Entsprechendes gilt für die anderen Grundbedürfnisse: Wohnung, Ausbildung, Beschäftigung. So verwundert es nicht, dass die Bevölkerungspolitik immer wieder heftig umstritten ist - zwischen Hindus und Moslems in Indien, zwischen Deutschen und Franzosen (vor 1945), zwischen Mao Zedong und seinen kommunistischen Gegnern in China, zwischen dem damaligen Bundeskanzler Schmidt und dem Oppositionsführer Kohl (in einer Bundestagsdebatte 1981), zwischen optimistischen und pessimistischen Entwicklungspolitikern. Es handelt sich um ein heikles Thema, werden doch nationale und religiöse Gefühle, Emotionen und die menschliche Intimsphäre berührt. Die Vereinten Nationen haben sich zunächst im Rahmen der seit 1947 bestehenden (ursprünglich als Demographische Kommission vorgesehenen) Bevölkerungskommission, einer Fachkommission des Wirtschaftsund Sozialrats, mit Fragen der Bevölkerungsentwicklung befasst. 1967 nahm der Fonds der Vereinten Nationen für Bevölkerungsfragen (United Nations Fund for Population Activities, UNFPA) seine Tätigkeit auf. Vom 19. bis 30. August 1974 wurde in Bukarest die erste Weltbevölkerungskonferenz auf politischer Ebene abgehalten, die einen Weltbevölkerungsaktionsplan verabschiedete. Zehn Jahre später bietet sich Gelegenheit zu Rückblick und Bewertung: Vom 6. bis 13. August dieses Jahres wird in Mexiko-Stadt eine weitere Weltbevölkerungskonferenz stattfinden.