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Ein 20-Milliarden-Dollar-Geschäft Das Beschaffungswesen im Verband der Vereinten Nationen

Nicht nur Außenstehenden fällt es mitunter schwer, einen Überblick über das gesamte System der Vereinten Nationen zu gewinnen. Neben der Hauptorganisation bestehen von ihr ins Leben gerufene Spezialorgane wie das Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (UNDP), die autonomen Organisationen Internationale Atomenergie-Organisation (IAEA) und Welthandelsorganisation (WTO) sowie die 16 Sonderorganisationen. Wie die autonomen Organisationen verfügen auch die Sonderorganisationen über eigene Haushalte, die von ihren Mitgliedern beschlossen werden; nicht alle Staaten, die den UN angehören, sind auch Mitglied sämtlicher Sonderorganisationen. Unter diesen hat die Weltbankgruppe - also die Internationale Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (IBRD), die eigentliche Weltbank, die Internationale Finanz-Corporation (IFC) und die Internationale Entwicklungsorganisation (IDA) - eine gewisse Sonderstellung. Zum einen wegen ihres Organisationsprinzips, das das Maß an Entscheidungsmacht an die Höhe der Kapitaleinlagen bindet, zum anderen angesichts des schieren Umfangs der von ihr bewegten Finanzmittel. So ist die Weltbankgruppe innerhalb des gesamten Verbandes der Vereinten Nationen mit weitem Abstand führend, was die Beschaffung von Gütern, Waren und Dienstleistungen oder Bauarbeiten sowie von Beratung und Technischer Hilfe angeht. Die anderen Organe und Organisationen des UN-Systems sind zwar auch mit derartigen Beschaffungen befasst, aber sowohl Volumen wie Charakter der beschafften Güter, Waren und Leistungen unterscheiden sich stark. Die Weltbank allein hat in den letzten fünf Jahren im Durchschnitt jährlich ungefähr 17 Mrd US-Dollar für Beschaffungsgeschäfte ihrer Darlehensnehmer ausgezahlt. Im übrigen UN-System (UN mit ihren Spezialorganen; Sonderorganisationen ohne Weltbankgruppe) belief sich die gesamte Beschaffung in den Jahren 1991, 1992 und 1993 auf 2,0, 2,5 beziehungsweise 3,5 Mrd Dollar. Davon entfielen jeweils zwischen 25 und 35vH auf die Beschaffung von Dienstleistungen. Deswegen befaßt sich der folgende Artikel im wesentlichen mit der Weltbank und ihren Praktiken wie Erfahrungen. Es bestehen aber bedeutende Unterschiede zwischen den Usancen der Bank und denen der anderen Einrichtungen des UN-Systems, die ebenfalls dargestellt werden.

Außer Betracht bleiben an dieser Stelle die regionalen Entwicklungsbanken, die nicht zum Verband der Vereinten Nationen gehören. Es sind dies die Afrikanische Entwicklungsbank mit Sitz in Abidjan, die Asiatische Entwicklungsbank mit Sitz in Manila, die Interamerikanische Entwicklungsbank mit Sitz in Washington, die Karibische Entwicklungsbank mit Sitz in Barbados sowie die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung mit Sitz in London. Diese Regionalbanken finanzieren Beschaffungsverträge mit einem beachtlichen, von Jahr zu Jahr steigenden Volumen.

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