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Die Macht der Sprache

Sprachen sind der elementare Bestandteil multilateraler Verhandlungen. Weltweit gibt es etwa 7000 von ihnen, aber aus rein praktischen Gründen kann es nur eine Auswahl von Sprachen geben, mit denen die Delegierten und UN-Bediensteten im UN-System miteinander offiziell kommunizieren.

Der Sprachendienst der Vereinten Nationen übersetzt Dokumente und dolmetscht Reden grundsätzlich in den sechs Amtssprachen Arabisch, Chinesisch, Englisch, Französisch, Russisch und Spanisch. Gleichzeitig werden über Sprachen stets politische Interessen artikuliert, kulturelle Werte vermittelt, aber auch soziale Deutungsrahmen festgelegt. Einige Facetten des Sprachgebrauchs in den Vereinten Nationen untersuchen die Autorinnen und Autoren in dieser Ausgabe.

Der Begriff ›internationale Gemeinschaft‹ ist ein prominentes Beispiel dafür, wie politische Akteure Sprache als Instrument nutzen, um einen Deutungsrahmen festzulegen, und versuchen, ihre Interessen durchzusetzen. Matthias Lindhof geht der Frage nach, warum mit diesem Begriff besonders gerne politisches Handeln gerechtfertigt wird. Neben der politischen Dimension ist die tägliche Arbeit der UN-Übersetzungsdienste mindestens genauso wichtig für multilaterale Verhandlungen. Zusätzlich zu den sechs Amtssprachen gibt es seit dem Jahr 1975 einen Deutschen Übersetzungsdienst in New York. Armin Banis und Frank Schramm stellen seine Arbeit vor und zeigen besondere sprachliche Schwierigkeiten bei der Übersetzung von Dokumenten auf. Nicht nur muss das notwendige Übersetzungshandwerk beherrscht werden, sondern es geht auch immer darum, den sprachlichen Kontext zu erfassen und den Freiraum für eine gewisse Interpretationskunst zu lassen. In der Rubrik ›Drei Fragen an‹ spricht Corinne Momal-Vanian, Direktorin der Abteilung Konferenz­management im Büro der Vereinten Nationen in Genf, über Mehrsprachigkeit. Diese ist für die Weltorganisation sowie ihre Mitgliedstaaten eine kulturelle Bereicherung und eine finanzielle Herausforderung zugleich. Eine effiziente Möglichkeit, öffentliche Diplomatie zu betreiben, bietet Twitter. Ilan Manor untersucht, wie die Ständigen Vertretungen der UN-Mitgliedstaaten dieses soziale Medium für ihre Nachrichten nutzen. Sie entwickeln eine neue Sprache der Diplomatie, die sich vor allem durch Kürze und Pointiertheit auszeichnet. 

Zum Heft VN 1/2020